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Tagebuch Amélies Kreuzzüge

#1
Z2 Pen-&-Paper 
[[Dieses Tagebuch entstand während eines Pen-and-Paper-Abenteuers über den Verlauf mehrerer Monate. Unter der Führung von @Rene345 kämpften sich die wackeren Ordensmitglieder Raphael Bonnington (@Chrisbon), Salvyro Notfink (@Nico23), Jule Weber (@Socke), Franz Gerber (@Decaprius) und Amélie da Broussard (@Unicorn4Cookey) durch die widrigsten Umstände im fernen Land Szemää. 
In dem u.a. durch die Kriegerlegende Sir Walter Ripel ausgerufenen Kreuzzug ging es um die Vertreibung der ketzerischen Kirche des Lebenden Gottes aus dem einst von der Sorridianischen Kirche geprägten Land.
Doch natürlich kam alles ganz anders, als wir dachten.

In den nachfolgenden Tagebucheinträgen könnt ihr, verehrte Leser, unser Abenteuer nachverfolgen. Leider ist ein Eintrag durch übermäßige Löschwut verschollen.]]

Das gesamte Buch ist aus vielen, verschiedenen Papieren zusammengebunden worden. Es ist in jämmerlicher Qualität, stark beschädigt und mit vielen Flecken versehen - egal, ob Tinte, Wasser oder Blut - dieses Buch hat eine weite Reise hinter sich. Die Handschrift ist oft geschwungen, meist aber ziemlich krakelig und am Anfang nur schwer lesbar. Wer sich zu sehr mit dem Inhalt beschäftigt, vielleicht gar vollkommen glaubt, was hier passiert, darf eine Stabilitätsprobe mit einem Spielleiter machen. Ein Exemplar des Buches befindet sich im Rollenspiel. 



Akt I:

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#2
(Post ursprünglich von Unicorn4Cookey)

AKT II.


Niederschrift
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Klarschrift
Die Ereignisse haben sich so sehr überschlagen, dass ich keinerlei Zeit dafür gefunden habe, meine Erlebnisse niederzuschreiben. Wir schreiben mittlerweile den 6. Oktober und sitzen in einem alten, verfallenen Turm mitten in der belagerten Stadt Aironia.

Aber vielleicht fangen wir am Anfang an, damit ich ein wenig Ordnung in meine Gedanken bringen kann.

Bevor wir schlafen wollten, wurde über meinen Zustand gesprochen. Das grüne Blut, was sich nicht anders als mein bisheriges rotes Blut anfühlt. Doch erscheint es für jeden anderen mehr als merkwürdig, dessen war ich mir ja durchaus bewusst. Das meine eigenen Brüder und Schwestern mich aber deswegen aus dem Zelt werfen wollten, weil ich eine andersartige Erscheinung bekommen habe, mag entweder Vorsichtsmaßnahme oder Bosheit sein. Bei mancherlei Worten war ich mir da heute leider nicht allzu sicher.

Aus eigenem Antrieb entschloss ich mich die Nacht draußen zu verbringen, trotz der Gewissheit, dass bereits am gestrigen Abend dieses tierische Monster sein Unwesen dort getrieben hatte. Mitten in der Nacht, als ich schlafend auf dem Karren lag, erwachte ich. Mein Schlaf wurde von einer vermummten Gestalt gestört, die um unser Zelt schlich. Sie suchte erst unsere Vorräte, dann die Außenwand des Zeltes und schließlich den Wagen ab. Ich bin hochgeschreckt und hatte ihn für einen Augenblick fest am Kragen, da schaffte er es sich loszureißen und seinen Knüppel auszupacken. Mit einem flinken Hieb wollte er mir gegen den Kopf schlagen, doch glücklicherweise war ich schnell genug, um auszuweichen.

Als Franz aus dem Zelt kam, türmte er. Wegen seiner hohen Geschwindigkeit war nur ich in der Lage ihm durch das Lager zu folgen, quer durch Zelte und über Wagen hinweg. In einem Gewirr an Zelten machte er einen entscheidenden Fehler und ich konnte ihn zu Boden reißen. Er sprach von einer geheimen Mission und einer noch entscheidenderen Bedeutung dieser. Aus ihm war nichts rauszubekommen, das merkte ich gleich. Er konnte sich irgendwie wieder losreißen und ich lies ihn, durchaus verwundert, ziehen. Ich fragte mich wirklich, was hier alles vor sich geht. Aber fremde Gestalten in der Nacht sollten schließlich unsere kleinste Sorge sein.

Zurück am Lager sagte Franz mir, dass er einen schwarzen Ring aus Karneol getragen haben soll. Ist er etwa ein Mitglied der Mortumbruderschaft gewesen? Um die Antwort vorweg zu nehmen – ja, ist er.

Von der alten Dame auf dem Fluss erlangten wir kurz darauf wieder einige Informationen. Die tierische Gestalt, auch Wolfsteufel genannt, tötet seit einigen Wochen Menschen in und um das Heerlager herum. Die Kreatur sei wohl durch ein böses Ritual, das in Zusammenhang mit dem verfluchten Schmuck aus Nostrien steht, geweckt oder entstanden worden. Ein Dorf fernab von Aironia und eine Höhle 12 Meilen von dieser entfernt seien wohl der Schlüssel, um der Kreatur Herr zu werden.

Jedoch haben wir uns erst einmal an unsere eigentliche Aufgabe gemacht  – wir haben uns neue Kleidung gekauft, einige Waren und sind dann mehr oder minder stümperhaft am Südtor angekommen, wo die Riedländer eine Belagerung führen sollten. Tatsächlich handeln sie allerdings munter mit der Stadt und treiben Wegzoll ein. Wir kamen einfacher in die Stadt, als Neuankömmlinge in Neu-Corethon in die Taverne. Die Stadt wirkte fast schon unbeeindruckt von den zahlreichen Mannen außerhalb der Mauern, das Leben wirkte gar normal.

Wir haben eine Mission – Drevin retten. Und diese wollten wir endlich vollenden, also suchten wir den Buchhändler Balerakis auf. Unsere Suche endete schnell am Marktplatz, in dessen Nähe Salvyro den Buchladen fand. Das Geschäft war leer, die Tür stand offen und der Besitzer war weit und breit nicht zu sehen. Kurze Gespräche mit den Nachbarn brachten die ernüchternde Erkenntnis – er war tot.

Die Nacht stand schon kurz bevor, deshalb bereiteten wir uns einen Schlafplatz, wo wir die Nacht verbringen sollten. Der Prior hatte zuvor von Gerüchten über geheimnisvolle “Unregelmäßigkeiten” am Osttor aufgeschnappt. Friedrich und ich haben die merkwürdigen Geschehnisse in der Nacht am östlichen Tor zu den Bergen untersucht in dieser Nacht untersucht. Als wir ankamen nahmen wir bald in der Nähe der verfallenen Zisternen eine Art Gesang war, also kletterten wir das hohe, alte Gemäuer hinauf. Oben angekommen sahen wir vier verhüllte Silhouetten, die eine Art dunkles Ritual durchführten. Anschließend sprach eine steinerne, heidnische Götze mit Ihnen in einer fremden, mir gänzlich unbekannten Sprache. Mich überkam es wie ein Blitz, als ich den Heerführer der Riedländer und seinen Assistenten erkannte. Sie scheinen auch in mehr verwickelt zu sein.

Am nächsten Morgen machten wir uns dann auf zu den religiösen Instanzen der Stadt und fanden die völlig verwüstete, zerstörte und zu einem Pferdestall verschandelte Kathedrale. Mein Herz blutete bei diesem desaströsen Anblick. Deyn Cador wird diesen Ketzern noch ihre gerechte Strafe zeigen, da bin ich mir mehr als sicher. Dafür bete und lebe ich.

Im Kirchenviertel gab es ein sorridianischen Kloster, wo nur ich begrüßt wurde. Die silvanischen Priester zuvor konnten und wollten uns keine Auskunft geben. Der Mann brachte mich auf die einzige Spur, die wir an diesem Tag überhaupt kriegen sollten. Ein alter, verwahrloster und geisteskranker Mönch namens Adronikus sollte mehr über das begehrte Buch wissen. Er treibt sich irgendwo in den Gassen dieser riesigen Stadt herum, nachdem er aus seinem Kloster geworfen wurde.

Ein Bettler sandte uns zum Hypodrom der Stadt, wo wir einen Wahrsager fanden. Er schickte uns zu einem Nostrier namens Isako Raklios, wo Adronikus als Astrologe angestellt war, doch passierte ein schreckliches Massaker durch ein Monster. So suchten wir schnell das Haus des Nostriers auf und fanden die Leichen, zerfleddert oder blutleer um den Innenhof verteilt. Der Anblick ließ mir das wenige Essen in meinem Magen empor steigen, auch der Rest meiner Brüder und Schwestern war sichtlich betroffen. Erneut so viel Leid, Tod und Verderben – offensichtlich durch ein heidnisches Monster ausgelöst. Kurz fragte ich mich nur, wie man so naiv sein kann und mit derselben Kraft bündelt, die so etwas aus den Untiefen der Welt hervorholt. Möge das Seelenheil aller Magier im ewigen Ende verloren gehen.

Und dann ... plötzlich passierte mit Franz dasselbe, was mit mir passiert war. Seine Augen waren nicht dieselben, eine unheimliche Kraft überkam ihn und er begann gierig einen ganzen Arm einer Leiche zu verschlingen. Fast schon besessen sah ich die schreckliche Tat, die ich zuvor auch getan hatte, mit an. Danach quoll Franz nahezu über, seine ohnehin großen Muskeln wuchsen zu wahren Bergen und ließen seine Kleidung zerreißen. Er scheint eine übermenschliche Kraft bekommen zu haben, ähnlich Sir Ripels. Aus Wut packte er mich, nur Raphael ließ ihn wieder zu Sinnen kommen.


In der Mitte des Innenhofes befand sich ein Brunnen. Die Spuren deuteten darauf, dass das Monsters aus dem Brunnen emporgestiegen war, also sind wir in die langen Kanäle unterhalb der Stadt geklettert. Es war ein widerlicher Anblick voller Abwasser, menschlicher Überreste und Fäkalien. Aber einen Solaner hält nichts auf! Wir bahnten unseren Weg durch den engen Kanal, Franz schabte gar an den alten Ziegelwänden.

Und dann stand er da – aufgetaucht aus der Dunkelheit, ein Byakhee. Riesige Klauen, ein schwarzes Maul und fledermausartige Flügel. Ein Monster aus dem Bilderbuch, anders kann man es nicht beschreiben. Es schlug nach uns, griff uns an und wollte unsere Gliedmaße mit seinem riesigen Maul zerreißen. Doch kämpften wir, schlugen es mit unseren Klingen und zeigten dem Byakhee was ein echter Solaner kann. Wir hatten es besiegt.

Doch schaffte der Prior es nicht den Anblick dieses Wesens standzuhalten, sein schon lang geplagter Geist verarbeitete und verstand dieses Wesen da. Er erlitt eine Wahnvorstellung und dachte, dass Franz ebenfalls eines dieser Monster war. In seiner riesigen Angst ließ er Deyns heilige Flammen auf Franz niederprasseln. Kurz gesagt – Franz und ich tragen unheilige, wenn nicht verfluchte Kräfte in uns. Ausgelöst durch diese Gier nach menschlichem Fleisch.

Der schwer verbrannte Franz wurde durch seinen eigenen Gott weiter verkohlt. Deyn steh uns bei.

Stundenlang irrten wir danach durch die Kanäle, Bedrängnis, Angst und Gestank war in unseren Köpfen. Wir fanden uns nicht zurecht, kannten kein Ziel und keinen Ausgang. Irgendwann hörten wir merkwürdige Schreie, aber die nahm ich kaum noch war. Das Wasser stieg immer höher und wir liefen und liefen. Es ging um Kurven, durch Gatter und Tunnel. Vielleicht habe ich zwischenzeitlich mit meinem Leben abgeschlossen gehabt, doch gingen wir dennoch ewig weiter.

Weitere Stunden in der Brühe vergingen, unsere Kräfte ließen nach, bis wir einen erlösenden Ruf hörten. Jule und der verhüllte Mann aus der Nacht standen da. Er gehört zur Mortum Bruderschaft und kennt unser Ziel.

Ich bin durchnässt, widerlich und verängstigt. Ich weiß nicht, was mit mir passiert. Mein Blut ist grün, stinkt erbärmlich und meine Wunden heilen nach wenigen Minuten. Die Speere, die meinen Leib mit Narben versehen haben und die gebrochenen Knochen durch den Sturz habe ich hier nicht mal erwähnt. Die genauen Geschichten dahinter sollen aus den Köpfen und Gedanken verschwinden. Ich bin verflucht. Ich bin verzweifelt. Ich weiß nicht, welche Worte mir helfen können. Und wie das alles hier enden soll.

Amélie da Broussard
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#3
(Post ursprünglich von Unicorn4Cookey)



AKT III.

Die folgenden Seiten sehen weitaus gepflegter und wesentlich sorgfältiger behandelt aus. Auch die Schrift ist deutlich lesbarer und sauberer, als in den vorherigen Einträgen. Es scheint fast so, als ob ausreichend Zeit für die folgenden Zeilen war und keine gehetzte, lebensbedrohliche Gefahr wie ein Kreuzzug direkt vor dem Zelteingang lauerte.

Niederschrift
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Klarschrift

Ich bin in einem wunderschönen, einfachen Kloster im Herzen Patriens aufgewachsen. Damals war mein Leben wohlbehütet. Die größte Gefahr stellte wohl wirklich das Ausrutschen im Gras dar. Und nun - viele Jahre später - bin ich Protektorin dieses Ordens. Ich, alleinig ich, trage die Verantwortung für das Leben dieser wunderbaren Menschen. Habe ich diese Verantwortung verdient? Und erfülle ich sie? Die Antwort auf beide Fragen ist vermutlich ja und nein.

Noffo Dei, der Mann der Mortumbruderschaft, scheint mir entweder ein Geheimniskrämer zu sein, wie es in seiner Bruderschaft üblich ist oder uns andauernd in die Gesichter zu lügen. Er wusste zumindest, wo der Mönch Andronikus gefangen gehalten wurde und brauchte unsere Hilfe, um ihn zu befreien. Auf der anderen Seite war dieser Mortumbruder die einzige Hilfe, die wir bisher überhaupt bekommen haben. Wir brauchten ihn und er brauchte uns.

Gerade als wir aufbrechen wollten, begannen die schweren Katapulte außerhalb der Mauern die steinernen Geschosse ins Innere der Burg zu schießen. Auf dem Markt und in einem Wohngebiet in unserer Nähe prasselten die gigantischen Steine nieder und zerschmetterten alles, was sich in ihrem Weg befand. Die Menschen verfielen in Panik und das Geläute der Glocken ertönte in ganz Aironia, als sich abzeichnete, dass ein schwerer, erster Angriff bevorstand. Während wir uns den Weg durch die verängstigten Massen bahnten, erblickten wir im dichten Gedränge der fliehenden Bewohner Aironias vier verhüllte Gestalten und einen Mönch. Es war keine Frage mehr, wer diese Menschen waren.

Wir folgten ihnen und kamen an einem verfallenen Kloster des Ordens der Domenicaner an. Der Mönch öffnete in einer Kammer ein Geheimversteck und ging mit dem Riedländer Feldherrn Guillaume II. von Ried und einem Begleiter hinab. Oben erwarteten uns Annazir Al-Fen, ein Meuchelmörder aus den Kalifaten und Antoine de Arrablay, ein ketzerischer Riedländer.

In einem blutigen Zweikampf konnte ich de Arrablay niederstrecken. Sein lebloser Körper ging vor mir zu Fall, blutüberströmt starrten seine schockierten Augen ein letztes Mal zu mir hinauf.
Franz wurde von einem heidnischen Monster, erneut einem Byakhee, überrascht und gebissen. Das Monster riss ihm die Rüstung von der Schulter und saugte ihm förmlich das Leben aus. Der Schock war uns allen ins Gesicht geschrieben, dieser arme Franz. Er macht so viel für uns durch. Jedes Mal leidet er am meisten. Salvyro und Friedrich versuchten zunächst vergeblich das Monster von Franz zu bekommen und ihm den Gar auszumachen.

Währenddessen attackierte mich auch Al-Fen, seinen Krummschwertschlägen konnte ich gerade so entgehen, doch erwischte er mich mit seinem vergifteten Dolch. Weiteres Gift drang in meinen Körper. Zum Glück verfiel Salvyro, dank seines ewigen Glücks - wohlmöglich gesegnet vom Heiligen Marcos - in einen Kampfesrausch und zerschlug erst den Byakhee und rettete damit Franz’ Leben und tötete anschließend den feigen Meuchelmörder.

Stark geschwächt und mit einem verwundeten Franz gingen wir tiefer in die Katakomben dieses Klosters und fanden alte, vergilbte Schriften in einem riesigen Labyrinth aus endlosen Gängen. Deyn sei Dank hörten wir hinter einer Wand Rufe. Erneut schaffte Salvyro es das Rätsel zu lösen und mit einem geschickten Handgriff eine Wand zu öffnen. Dahinter stritten sich der Mönch und die verbliebenen Ketzer vor einer Schlangengrube um das gesuchte Buch.

Es endete in einem Streit, die ganze Bibliothek fing Feuer durch eine verschüttete Öllampe. Die Flammen loderten schnell auf und jedes der alten Bücher ging auf wie Zunder. Salvyro wurde von einem menschenfeindlichen Zauber getroffen und hat stellenweise so verkohlte Haut wie Franz. Alles ging so schnell, ich konnte kaum etwas tun. Der Prior bekam ein Messer in die Brust, Salvyro seine Brandwunden, Franz wurde bewusstlos. Wir entkamen irgendwie dem Feuer, von Ried und seine Begleiter verbrannten elendig in den düsteren Gemäuern. Ich hatte schon fast die Hoffnung für Drevin verloren, so dachte ich, dass das Buch in den Flammen verloren gegangen wäre.

Und dann stand er da - Raphael Bonnington. Triumphierend. Er hielt das Buch Al-Azifs in seiner Hand. Deyn hat diesen Mann wahrlich zurückgesandt. Ein lebendes Wunder vielleicht? Wer weiß.

Wir flohen aus der Stadt. Fast noch einfacher, als wir hereingekommen sind. Der Angriff war miserabel fehlgeschlagen, die Kreuzritter haben sich vorerst zurückgezogen. Durch den Tod des Heerführers der Riedländer war von ihrem ohnehin kleinem Haufen kaum mehr ein Soldat übrig geblieben. Vielleicht ist es auch besser so - sie waren allesamt Ketzer und Kriegsverbrecher.

Gemeinsam mit Karl und der kleinen Anna haben wir uns auf den Weg gemacht, um den Fluch, der auf mir und Franz lastet, zu brechen. Zwei Meilen südlich und zehn Meilen in die Berge soll ein Dorf kommen. Und tatsächlich - ein Dorf stand dort. Mit einem verrückten Söldner, der sich als Solaner ausgab. Und einer steinernen Kirche aus der Zeit des frühen Deynismus, das habe ich sofort erkannt.

Vermutlich waren auch die Blutjünger einmal hier. Wir sollten vorsichtig sein. Und das waren wir auch. Ganze zwei Tage nahmen wir uns Zeit für eine Rast. Dank Deyns Willen ging es Franz und den anderen bald wieder besser. Ich fühle mich auch ein wenig besser, auch wenn mein Sinn für Geschmack und die Gier nach Fleisch mich noch durchdringen.

Ich bete für uns. Für das Brechen des Fluches. Und unseren Erfolg.

Und natürlich für unsere Leben.

Amélie da Broussard

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#4
(Post ursprünglich von Unicorn4Cookey)

AKT IV.

Das Papier ist deutlich vergilbter und verknitterter, als zuvor. Mehrere große Tintenkleckse und Anzeichen von Feuchtigkeit - gar Tränen - haben das Papier wellen lassen. Eine Seite ist auf einem Stück verblichenen Stoff mühsam geschrieben und nur sehr schwer lesbar. Zwischen den Kapiteln findet sich noch ein kurzes Gedicht auf Sorridianisch über das Leben an Deyn Cadors Seite.

Niederschrift
Gibt es dieses Mal leider nicht, weil der Eintrag zu lang ist und es bestimmt 20 Bilder wären. Ich darf jedoch maximal 10 hier posten.

Klarschrift
Wer wirklich dachte, dass die letzten Kapitel bereits mit Schrecken, grausamen Taten und den schlimmsten Anblicken der menschlichen Rasse gezeichnet war, der liegt leider falsch. In den letzten Tagen zeichneten sich die schlimmsten Sünden ab. Unsere schlimmsten Sünden, die wir gemeinsam durchleben mussten. Und erneut haben wir uns alle einem Verbrechen schuldig gemacht, für das wir unser Leben weiter als ewige Sühne Deyn Cador widmen müssen. Und dürfen.

Nach unserer mehrtägigen Rast sahen Franz und Raphael schon deutlich besser aus, die Farbe kehrte in ihre Gesichter zurück. Die Narben an unseren Leibern werden bleiben, doch kam zumindest die Kraft zurück - Deyn sei wahrlich gedankt. Wir rüsteten uns also und folgten dem Söldner Godefrey zur Felsenkirche, aus der er in den letzten Tagen zahlreiche Schätze aus Gold und Edelstein getragen hatte.

Die Höhle war ein großes Felsenlabyrinth, teilweise bestehend aus natürlichen Höhlen, welche eindeutig weiter ausgebaut und tiefer in den Stein geschlagen wurden. Der fast kreisrunde Raum voller Malereien, eine Messehalle, die einem Kirchenschiff glich und einige alte, leere Räume waren völlig verlassen und heruntergekommen. Zweifelsfrei war niemand seit langer Zeit hier gewesen, sodass sich die Spinnen wohl fühlten.

Auf dem Steinaltar stand eine hölzerne Statue der Martha, Frau des Jakobus, mit einem riesigen blutroten Dolch im Rücken. Es schien zunächst so, als würde sie hier angebetet werden, doch gehe ich fest davon aus, dass eher der Mord Marthas an Jakobus verurteilt und verächtet werden soll.

Zuletzt kamen wir dann an einen Gang des Grauens. Schädel der Toten waren als Wände in Lehm eingebaut, menschliche Knochen lagen uns zu Füßen und stapelten sich höher, als manche Wand in der Heimat. Ein gegrabener Gang führte durch die Überreste von hunderten oder tausenden Menschen. Deyn möge ihren Seelen allen gnädig und gerecht sein.

Geplagt von diesem unmenschlichen Anblick machten wir uns also auf durch diesen Gang des Todes, ich durfte vorangehen und mich durch Knochen und Gebeine quetschen, bis ein enger Felseingang sich vor uns auftat. Franz passte auf den mehreren Hundert Metern gerade so hindurch, drohte gar stecken zu bleiben. Doch wir schafften es am Ende alle gemeinsam durch die Öffnung zu krabbeln. Und da standen wir wieder in einer riesigen Höhle. Vor uns stand ein massives Schwert aus reinem Fels, das in einer Wassergrube stand. Aus dem Loch kam ein manisches Lachen, eindeutig von Godefrey, welcher dort seine Schätze zusammensammelte.

Nach einiger Diskussion und einigen Blicken in der tiefschwarzen Höhle, fiel dem Prioren auf, dass die Wände aus einem Gemisch aus menschlichen Fäkalien und Blut beschmiert sind. Entsetzt sahen wir uns ein wenig weiter um und fanden die Überreste einer einzelnen Leiche und dann begann das laute Scheppern bereits. Was erst klang, wie aufeinander schlagende Steine, verstummte bald glücklicherweise wieder. Doch gingen kurz daraufhin die ersten Fackeln aus, wir hatten nur noch wenige Lichtquellen bei uns.

Es machte einen erneuten Knall, Steine prasselten hinab und … der einzige Rückweg war vollends verschüttet.
Die Dunkelheit setzte schon bald ein. Die Situation war erneut aussichtslos - der Weg versperrt, die Nahrung fast aufgebraucht und es war stockfinster. Wir wussten nicht so recht weiter, vielleicht hatten wir auch schon aufgegeben. Ich hörte ein Wimmern aus manchen Ecken, gar bereits ein Weinen. Auch ich verfiel in Panik, merkte, wie mein Herzschlag stärker und fester wurde. War es die Angst bald zu sterben? Oder die Gewissheit versagt zu haben und Schuld am Tod all meiner Brüder und Schwestern zu sein? Ich weiß es nach wie vor nicht. Ich habe meine Augen geschlossen. Völlig verloren in Gedanken, am Boden dieser finsteren Höhle sitzend, verlor ich das Gefühl für Zeit und Raum. Selbst an meine Gebete, die ich seit meiner Kindheit spreche, konnte ich mich nicht mehr recht erinnern.

Und dann .. als ich meine Augen für einen Moment wieder öffnete, spürte ich die warme Luft um mich herum. Ich saß in einem Zelt, am hellichten Tag. Es war Patrien, meine Heimat, ganz eindeutig.
Ich trug die Ordenskluft meines Mikaelaner Ordens und ging aus dem Zelt, wo Bohemund de Corastella wartete und zwei Anwärtern in den Wirren des Bürgerkrieges Anweisungen gab. Ich bekam die Verantwortung für Beide, wir sollten Medizin in ein Kriegslager transportieren.

Doch .. wie es in einem Bürgerkrieg kommt, elendige Fallicer Separatisten haben uns überfallen. Die beiden .. ich .. ich bin für ihren Tod verantwortlich. Erstarrt vor Schock. Ich habe mich daran erinnert, ich hatte es immer ausgeblendet. Doch starben sie in meinen Armen. Wegen meiner eigenen Unfähigkeit. Meiner Sünde. Ich und nur ich ließ sie elendig in meinen Armen verbluten. Deyn stehe mir bei.

Danach wurde alles wieder so schnell schwarz und ich fand mich in einem weiteren Szenario wieder. Ich war in Zandig und saß auf einem Holzpfeiler, mein Name war Hanna. Neben mir waren Sebastian und Friedrich Ziethen. Mein elendiges Leben auf der Straße führte erneut zu solchem Hunger, das ich Friedrich um Essen anbettelte. Er lief los und kam auch bald mit Brot und Zimtstangen zurück! Frisches, warmes Brot! Es war so köstlich, dass ich mir fast einen ganzen Laib in den Magen stopfte! Doch danach fühlte ich mich so schlecht, musste mich übergeben. Alles wurde rot vor meinen Augen, es tat so unendlich weh.

Ich hörte nur noch den Bäcker Jürgen lachen und von Gift sprechen… Hatte er uns vergiftet? Hat Friedrich uns das vergiftete Essen mit Absicht gegeben? Es war so schmerzhaft. In der Lache aus Blut und Erbrochenem liegend, schloss ich wieder meine Augen.

Und fand mich wieder in einer nostrischen Uniform, irgendwo in einer Stadt, die ich noch nie zuvor gesehen habe. Wir waren in einem Kerker, als Gruppe von Wachmännern und sollten eine Gefangene finden. Martha, die Gattin des Jakobus, sie war aus ihrer Haft entwichen. Wir liefen im Labyrinth der Gitter, Zellen und Gefangenen entlang bis wir an die in Dunkelheit gehüllte Oberfläche kamen. Wir sahen sie laufen, etwas verfolgte Martha - etwas außer uns. So schnell unsere Beine uns tragen wollten, liefen wir ihr hinterher, bis wir an einem Kornfeld ankamen. Eine monströse Kreatur, wie wir sie zuvor in Szemää sahen, zeriss Marthas leblosen Körper und nährte sich von ihrem Fleisch. Dunkelheit.

Als nächstes fand ich mich wieder in einem Frauenkörper, auf Neu-Corethon. Raphael stand vor mir und redete wild auf mich ein, wie er den Mordfall gelöst hätte. Nicht Tarvin Ackermann, sondern Korra Kylar hätte einen fürchterlichen Mord begangen. Doch war es für mich so klar, so überzeugend! Ackermann hat gestanden, Korra muss unschuldig sein! Doch auch seine hervorragende Beweisführung macht Sinn, es ist wie ein Puzzle, in dem sich die Teile zusammenfügen. Aber .. es ist besser, wenn Ackermann am Galgen hängt. Und er gesteht. Ich .. ich habe mir die Seiten aus seinem Notizbuch gerissen, auf das wir auf ewig darüber schweigen. Und das der Prior auf ewig die Schuld an dieser falschen Verurteilung und Hinrichtung trägt.

Und er es ganz genau weiß. Ist auch Raphael Bonnington damit ein Mörder? Hat er genug getan, um diese abscheuliche Hinrichtung eines Unschuldigen zu verhindern? Ist sein Seelenheil dadurch befleckt?

Ich hatte gar nicht so viel Zeit zum Denken, denn alsbald stand ich plötzlich in der Priorei. Franz und der Prior wollen ein Unschuldsritual durchführen, um einer Magierin ihre Taten zu beweisen. Franz, er handelt so nachlässig. Legt seine heilige Klinge auf den Tisch, damit diese Frau ihr Blut darauf träufeln kann. Sie griff jedoch die Klinge und rammte sie Raphael in die Brust. Voller Schmerz krümmte er sich, brach zusammen und starb. Franz war untätig, entsetzt und schockiert zugleich. Ich fand mich im Körper Salvyros wieder, lief und sprang und richtete diese Hexe von Magierin.
Aber Franz! Er hat Raphael einfach sterben lassen. Seine Schuld unvergessen und unvergolten. Aber deswegen hat er die größte Offenbarung und Erbarmung erfahren dürfen, die der Menschheit jemals zugute kam. Deyn hat sich Franziskus Maximilian Gerber angenommen. Sein Leben ist die Vergeltung für seine törichte Tat. Und dafür hat er unser aller Beistand und tiefsten Respekt verdient.

Aber nicht genug der schlimmen Einblicke. Wir waren wieder in Nostrien, wieder als Soldaten im Tempel des Königs. Vor uns war der Boden in Blut und Leichen getränkt. Ein wahres Massaker. Die Stadt stand unter unseren Füßen in Flammen, diejenigen, die noch nicht durch Klingen gefallen waren, wurden durch die lodernden Feuer bei lebendigem Leibe verbrannt. Vor uns - manisch lachend - der König mit einem roten Dolch.

König Thantalos, der seinen eigenen Sohn ermordet hat, führte das Ritual des kochenden Blutes durch. Er ermordete sein eigenes Volk, um seinen Sohn wiederzubekommen. Vor ihm erhob sich ein Dämon oder ein noch mächtigeres Wesen namens Taggoob. Eine abscheuliche Kreatur, die nur aus den schlimmsten Albträumen der Menschen entspringen kann. Dieses Monstrum befahl ihm, dass er mit dem Dolch in seinen Händen so viele Sünder töten möge, bis dieser sich weiß färbe.

Und dies tat König Thantalos. Auch über sein Leben hinaus wurden Völker, Menschengruppen und religiöse Anhänger mit fanatischem Eifer gejagt und auf der Stelle abgeschlachtet. Nur um dem Dolch zu dienen.

Alles vor mir färbte sich erneut schwarz. Ich konnte dieses Mal die gesamte Szene nur von außen begutachten und sah zunächst ein zu vertrautes Gesicht - Lady McBonnington aus Weidtland. Sie befand sich im Gemacht des Königs, wollte ihn gar mit ihren Tollkirschen vergiften. Doch stattdessen griff sie gierig zu einem Kissen, drückte dieses dem alten Mann so lange auf das Gesicht, bis er starb und legte ihm die Kirschen anschließend in den Mund. Eiligst versuchte sie zu fliehen und auf das Dach zu klettern, doch rissen Lord McBonnington und sein ewiger Widersacher McGerbsholm die Tür auf. Entsetzt sahen sie die Mörderin, die dies alles nur für ihre Familie getan hatte.

Die Gesichter verschwammen jedoch, aus der Mörderin wurde Jule, aus McBonnington Raphael und aus McGerbsholm Franz. Friedrich lag tot im Bett. Beide Edelmänner zogen wutentbrannt unsere Klingen und brachten sich gegenseitig so brutal um, bis nur noch Jule alleine im Raum stand. Sie nahm ihr eigenes Kind, welches sich auch plötzlich im Raum befand und .. und .. begann es zu verzehren. Lüstern biss sie das Fleisch des schreienden Kindes Stück für Stück aus seinem Leib, bis seine Seele für immer erloschen sein sollte.

Und dann wurde wieder alles dunkel. Für eine lange Zeit. In dieser Zeit muss ich entweder zu viel oder gar nichts gedacht haben. Ich bekam nicht mit, was passiert ist. Nur, dass ich wieder in einem Zelt aufwachte. In einem Zelt vor Aironia, mit der kleinen Anna vor uns allen. Ich sehe meine Kameraden und sie alle haben diese schrecklichen gelben Augen.

Bischof Berengar betrat das Zelt. Auch seine Augen funkelten im teuflischen Gelb. Er gab zu, dass er und viele weitere seiner Männer befallen sind. Sie würden sich mit kleinen Stücken gebratener Leichenteile von ihrer unsäglichen und verbotenen Gier abhalten und nach einem Ausweg suchen. Angeblich soll es den roten Dolch, das Objekt durch das all diese Qual entstanden ist, in Aironia geben. Und die einzigen, die die dunkle Kammer der Sünden überlebt haben, könnten es holen.

Ich fühle mich so .. so machtlos und gleichzeitig so mächtig. Mein Körper ist rein, mein Blut wieder gesünder, aber noch immer grün. Ich fühle mich stärker. Wir alle tun das, selbst Raphael hat viele Muskeln dazubekommen. Wir müssen mit dieser Sünde leben, um gegen sie anzukommen. Wir alle haben eine große Sünde begangen, denn wir alle wussten um die Schuld, wo sich der arme Ritter Godefrey nun befand. Und um dieses Unheil für immer zu besiegen und zu bannen, damit niemand sonst mehr davon Schaden erleidet, müssen wir nun mit aller Kraft kämpfen.

Die Schlacht beginnt.

Möge Deyn uns beistehen. Möge Solerben unser Schild sein. Und Mikael meine Klinge leiten.

Amélie da Broussard


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#5
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[Bild: giphy.gif]

"Nicer Cock, Schussi" - Christian, 06.12.2019
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#6
(Post ursprünglich von Unicorn4Cookey)

AKT VII.


Die Seiten sind blutbefleckt, eingerissen und ziemlich mitgenommen. Auf dem welligen Papier ist eine deutlich zerstreutere und verworrenere Schrift, als auf allen vorherigen Seiten.

Niederschrift
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Klarschrift

So viel Leid ist passiert. So viele schreckliche Dinge. Alles mussten wir tun. Alles haben wir getan.
Ich bin ein Monster. Darf ich mich noch Solaner nennen? Ist Deyn wirklich bei uns? Ich zweifle. Ich habe Angst. Vielleicht sogar mehr, als all die anderen. Ich bange um mein Seelenheil. Vielleicht werde ich im ewigen Fegefeuer enden. Aber immerhin mit der Gewissheit, dass ich zu meinen Brüdern und Schwestern gestanden habe. Seite an Seite werden wir unsere Sünden verbüßen.

Aironia ist keine Stadt mehr. Es ist ein Ort des Todes, des Hasses und der tragischen Geschichten. Uns treibt ein ewiger Hunger, der sich so tief in unsere Mägen bohrt, dass wir mit schmerzverzerrten Gesichtern an Anna, Karl und Buji Beg entlanglaufen. Es trübt und belastet mich zu sagen, dass sie so schmackhaft aussehen. Wir ernähren uns von Leichen, von toten Menschen, vielleicht gar einst Gläubigen. Jeder Biss ist eine Sünde, eine Sünde, die unseren Hunger stillt und uns vor dem Wahnsinn bewahrt. Noch.

Doch zunächst standen die Kalifaten aus Al\'Bastra vor dem Tor. Ihre berittenen Bogenschützen stürmten in Formation vor der Mauer auf und ab, Belagerungsgeräte wurden zusammengebaut, um uns bald diese unter schweren Verlusten eingenommene Stadt wieder aus den blutigen Fingern zu reißen.

Wir sprachen mit Berengar, dass wir etwas gegen diesen schweren Fluch tun müssten. Und wir fanden in all den alten Schriften einen Hinweis auf ein Bauwerk außerhalb der Stadt, erbaut von Tantalos und seinen Anhängern. Es sollte eine Art Symbol oder Stätte zum Schutz der Stadt vor Seuchen gewesen sein, wurde jedoch nie ganz vollendet. Dort sollte sie sein – die Klinge, die uns alle rettet. Die Klinge des Taggoob, die das Ritual ermöglicht, um den Fluch endgültig zu brechen.

Wir wanderten durch die Berge, getrieben von der Angst endgültig zu menschgewordenen, haarigen Monstern zu werden und uns dem Chaos hinzugeben, bis wir es fanden – eine Grotte mit in Stein geschlagenen Fratzen. Wir stiegen in die alte Höhle, vorbei an Gräbern und Särgen, die in die Wände eingelassen waren. Altsorridianische Schriften befanden sich in den Wänden, sie erzählten die Sagen der Martha, Frau des Jakobus. Und dann erblickten wir ihn hinter einem Spalt – den Sündenbischof Tantalos und Auslöser dieses Fluches. Er suchte ebenfalls nach dem Dolch, um weitere Sünder zu verspeisen, damit er seinen Sohn wiederbeleben konnte.

Alle Worte verklungen, er wollte nicht auf uns hören. Bevor wir überhaupt reagieren konnten, stürmte Bischof Berengar mit seinen Soldaten in die Höhle, umzingelte Tantalos, doch dieser konnte aufgrund seiner unmenschlichen Kräfte fliehen. Wir blieben zurück. Verzweifelt.

Und wir begannen zu suchen – brachen Gräber auf und entweihten die Toten. Es sollte nicht die letzte Sünde des Tages sein. Und dann fand der glücklichste Mann unter all diesen gebrochenen und leidenden Personen den Dolch – Raphael Bonnington. In seiner Hand glänzte die Klinge glühend rot auf, ein einmaliger Anblick voll Heiligkeit oder doch Unheiligkeit?

Ich kenne die Antwort nicht, vielleicht ist es auch besser so. Der Bischof nahm die Klinge mit und wir kehrten alle in die Stadt zurück.

Am nächsten Tag wurde die Klinge als Lanze des Julianós durch Bohemund de Corastella, den Feldherr des Mikaelaner Ordens präsentiert. Er reckte stolz das rot leuchtende Messer als Klinge seines Speeres in die Höhe und brüllte hinaus, dass mit Hilfe der Macht Deyn Cadors die Sünder vor den Toren in einem Ausfallangriff vernichtet werden.

Die Tore wurden geöffnet, wir liefen mit dem Heer in euphorischer Schlachtbegeisterung hinaus und mordeten, schlachteten und brachten die Sünder vor das letzte Gericht. Auch ihre schamlosen und feigen Kriegstaktiken brachten ihnen keinen Erfolg. Wir vernichteten sie, bis sie flohen und stachen dann den Wehrlosen von hinten in den Rücken.

Ist das der Heilige Krieg, den Deyn Cador gewünscht hat? Deyn bitte gib mir ein Zeichen. Hoffnung. Eine Antwort. Ich bitte dich so sehr.

Blutig und gestanden gingen wir wieder in unseren Turm. Denn wir haben uns wieder genährt gehabt, an all den Gefallenen. Freund, wie Feind. So viele Männer fraßen ihresgleichen, rissen sich Hände und Finger ab, um sie später zu verzehren. Menschgewordene, haarige Biester liefen über das Schlachtfeld. Ich habe Ohren wie ein Tier bekommen, Jule ebenso. Es ist so unheimlich schrecklich, ich weiß nicht weiter. Und doch müssen wir weiter machen, denn nur so werden wir dem Willen des Herrn gerecht.

Wir ruhten uns aus, versuchten unseren Geist wenigstens kurz zur Ruhe zu bringen, aber es scheint unmöglich, nach all dem Erlebten. Aironia war zwar beschützt, aber um welchen Preis? War es das Wert unsere menschlichen Abgründer, unsere weltliche Gier zu befriedigen und unser Leben zu retten? Damit wir bald zu tierischen, herrenlosen Mördern werden?

All diese Fragen und Zweifel in mir, aber sie alle nützen wohl nichts. Wir machten uns wieder auf zum Bischof, um nach dem weiteren Vorgehen zu fragen. Sein Geist ist betrübt, verwundet und nicht mehr stabil. Er schlug vor, dass wir das Ritual des kochenden Blutes erneut durchführen, um Taggoob zu beschwören und so den Fluch von uns zu bringen. Nur müssen wir dafür in den Abgrund des Mannsweibes Skrettjah persönlich schauen – Menschenopfer darbringen. 50 Menschen für unser Wohl opfern. Angeordnet durch den Bischof höchstpersönlich. Befehl ist wohl Befehl. Ist er das? Wir sind doch Solaner. Wir können keine Menschen opfern. Wir dürfen uns nicht in diese unheilige Tiefe begeben, sonst verlieren wir unser innerstes Selbst. Alle Werte, die wir jahrelang gegen alle Widerstände verteidigen konnten.

In den Dörfern sollten wir Schwache, Ungebildete, Arme, Krüppel und vor allem Ungetaufte einsammeln. Um sie zu opfern. Auf unserem Karren herrschte eine Totenstille, nur das Traben und das Schnauben des Pferdes war zu hören. Ich bin mir nicht sicher, was durch meinen Kopf während dieses Rittes ging, aber ich wäre am liebsten nie in diesen Krieg gezogen. Dieser Gedanke tut mir wegen Drevin so Leid, wir haben alles wegen ihm gemacht, aber .. aber so viel verloren. Unsere Körper und unser Geist sind geschunden und jetzt sollen wir Männer und Frauen, Kinder und Wehrlose ihren Familien entreißen, damit wir unser Leben retten? Sind wir etwa mehr Wert? Sollen wir leben und diese armen Seelen sterben lassen, an einen Dämonen opfern? Ich hätte am liebsten in die Zügel geschlagen und wäre geflüchtet, einsam an einem Berg meinem sich vor Hunger verdrehenden Magen erlegen.

Wir stehen hier zusammen, gebrochen. Und wir werden durchhalten. Unsere Entscheidung ist getroffen, so schwierig sie auch war. Wir stellen uns über sie, in Deyns Namen. Wir haben ein ganzes Dutzend Leute unter heiligen Vorwänden entführt und werden sie im Name Deyns töten, um einen Dämonen zu beschwören und uns zu retten.

Was wird nur aus uns werden? Was ist mir eigentlich noch heilig?

Amélie


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#7
(Post ursprünglich von Unicorn4Cookey)

AKT VIII.


Nahezu unbeschädigtes, perfektes Papier und saubere Tinte formen diesen Eintrag. Am Ende sind einige Zeilen eines alten Gedichtes in Alt-Sorridianisch gefasst, ebenfalls aus Amélies Handschrift. Der Text des Gedichts handelt von der Vergänglichkeit des Lebens und der ewigen Sünde.

Niederschrift
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Klarschrift


Es war schlimmer, als alles, was wir erwartet haben. Viel grausamer, als all das, was Deyn Cador uns bisher hat durchstehen lassen. Und natürlich traumatischer als das, was der Bischof auch nur vermuten konnte. Die Leichen dieser 50 unschuldigen und treuen Dorfbewohner wurden achtlos in das Loch gestoßen. Unschuldig abgeschlachtet. Ohne Bedauern, ohne Grund und ohne Ziel.

Das Blut aus ihren Kehlen lief auf den Boden des elenden Loches und stieg unermesslich an. Brodelnd kochend quoll die rote Brühe auf, die Statue der Martha wurde versenkt. In der Höhle herrschte völlige Stille während der Bischof die unheiligen Zeilen verlas. Zuerst eine heidnische Sprache mit unbekanntem Ursprung, anschließend uralte Text auf Altsorridianisch.

Es kam nicht die erhoffte Lösung unseres Problems. Es kam auch nicht Taggoob. Nein, es kam alles noch schlimmer. Es ist nicht möglich alles noch schlimmer zu machen? Unseren ewigen Strom an schlechten Entscheidungen, grausamen Folgen und dem Anblick von Tod und Verderben kann nicht noch eins draufgesetzt werden? Oh doch.

Ein riesiges, schwarzes Geschöpf schoss aus dem blutigen Eintopf aus Gedärmen, Leichen und Blut hervor. Mit peitschenden Armen schlug es um sich und griff die erstbesten Ritter und Verfluchten. Salvyro fiel durch den Anblick des Wesens sofort in Ohnmacht. Ich .. ich konnte zwar glauben, was ich da sah, aber ich wollte es nicht wahrhaben. Eine abscheuliche Bestie, geschaffen von Skrettjah selbst.

Wir rannten um unser Leben. Einfach raus aus dieser Höhle des Todes, die uns erst den Anblick unserer tiefsten Sünde brachte und jetzt ein Monster des Mannsweibs. Franz griff Salvyro, wurde dabei von einem der gigantischen Tentakeln des Wesen getroffen, konnte aber weiterlaufen. Auch den Prioren traf es. Keuchend kamen wir alle lebend vor dem Ausgang an. Der Schock und die Angst standen uns noch in den Knochen, da hob der Bischof bereits wieder die Klinge an und wanderte mit seiner Gefolgschaft los.

Er will nach Jeorgina ziehen, um diese für die Kirche vom Kult des Lebenden Gottes zu erobern und um ausreichend Blutopfer für einen neuen Versuch des Rituals zu besorgen. Grund- und gnadenlos will er morden.

Er ist vollkommen wahnsinnig. Einfach durchgedreht nach allen Geschehnissen. Er will mehr unschuldige Seelen opfern, es sei der einzige Weg für das Ritual. Wir haben zu wenig Menschen geopfert. Ich kann ihm nicht weiter folgen. Es war ein Fehler ihm überhaupt zu vertrauen, aber er ist doch Bischof. Hatten wir eine Wahl? Bestimmt. Haben wir sie im Glauben an die Rechtschaffenheit der Anderen nicht genutzt? Eindeutig.

Wir wussten nicht weiter. Wir waren am Boden zerstört, wie schon so oft auf dieser zehrenden und katastrophalen Reise. Ich habe Angst, nicht um mein Leben. Um mein Seelenheil. Ich will nicht sterben. Nicht weil ich so sehr an meinem weltlichen Leben hänge, sondern weil ich fürchterliche Panik vor dem Ende danach habe. Dabei war ich mir immer so sicher.

Ratlos zogen wir los. Franz zeigte uns die einzige Möglichkeit auf, die wir noch hatten. Wir mussten König Tantalos aufsuchen, er wüsste hoffentlich weiter. Schliesslich hat er das Ritual bereits einmal erfolgreich abgeschlossen und war erst danach gescheitert.

Wir fuhren wieder zum Steinbildnis im Gebirge und kamen nach einer Fahrt voll Schweigen dort an. Im See daneben tat sich ein riesiger schwarzer Schlund auf – darin befand sich eine Treppe. Egal ob dies ein Zeichen Deyns oder seines ewigen Widersachers war, wir stiegen hinab. Und kamen gemeinsam in einen Raum jenseits von Zeit, Raum und Weltlichkeit. Uns gegenüber saß ein gepflegter Herr, der König aller Ghoule – Taggoob. Er klärte uns über seine Heimat auf, die zugleich auch sein Gefängnis war.

Wir konnten diesem Dämon all unsere Fragen stellen und er beantwortete sie. Ich denke, dass er durchaus ehrlich war. Nur in einer Sache hat er gelogen – seinem letzten Vorhaben.

Er schlug uns einen Handel vor, er wird uns eine Woche nach vorne in der Zeit bringen, zur Schlacht von Jeorgina. Dafür müssten wir das richtige Ritual zur Befreiung von Taggoob ausführen. Der Bischof hatte irgendein falsches, heidnisches Dämonenritual besungen und so die Verderbnis beschworen. Taggoob brannte die richtigen Worte in Franz\' Kopf, damit wir sie auch nicht vergessen konnten.

Hätten wir die Reise nach Jeorgina zu Fuß angetreten, wären wir alle zu Ghoulen geworden und hätten unsere Menschlichkeit verloren. Taggoob offenbarte uns, dass er uns seitdem wir ankamen beschützte, uns ein wenig mehr Menschsein schenkte. Die Frage, ob wir den Handel mit ihm eingehen, hatte er uns einmal zuvor bereits gestellt. Wir wussten es nur nicht mehr. Jedoch war dies auch der Grund dafür, warum wir so wenig zu Tieren geworden waren. Die anderen Kreuzfahrer hatten weitaus weniger Glück und Segen, sodass sie nun zu den selben scheußlichen Kreaturen wie Tantalos geworden waren.

Dieser Raum in dem wir saßen, vielleicht waren wir wirkllich schon einmal dort gewesen. Zumindest sind wir diesen Handel in Wahrheit schon einmal eingangen. Also schlugen wir erneut ein. Verkauften sozusagen unsere Seele. Oder das, was davon noch übergeblieben ist.

Was bleibt uns übrig? Ist die Möglichkeit ein Ghoul zu werden und eine ganze Woche langsam dahinzuraffen besser? Wohl kaum. Und ich bin mir sicher, dass uns jeder zumindest in dieser Entscheidung zugestimmt hätte. Das Leben nimmt Wendungen und Wirrungen, die wir niemals vorhersehen konnten. Wir stehen wieder mal am Abgrund. Aber dieses Mal springen wir hinein.

Und so hüllte uns Taggoob in eine riesige Kuppel aus Blasen, die sich in einen Schwarm von dämonischen Wesen verwandelte. Und dann standen wir vor Jeorgina. Eine Woche später.

Deyn stehe uns bei.

Amélie

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#8
(Post ursprünglich von Unicorn4Cookey)

AKT IX.


Die letzten Seiten dieses Tagebuchs sind ein wenig wellig, vielleicht gar verblasst. Die Tinte recht ausgebleicht, aber noch lesbar. Die Schrift ist immer wieder von Rucklern durchzogen, als ob es auf einem Wagen oder Schiff geschrieben worden wäre.

Niederschrift

Klarschrift

Wir sind geschunden. Wir sind für ewige Zeiten geprägt. Wir sind in tiefer Trauer.
Aber wir waren siegreich.

Der Kreuzzug ist beendet worden. Die Kirche des Lebenden Gottes und ihr heidnischer Staat Szemää wurden von der übermächtigen Hand Deyn Cadors von Athalons Antlitz gefegt. Wir können uns endlich wieder auf den Heimweg machen. Ich bin froh. Und am Leben.

Wir wurden von Taggoob mitten in die Schlacht von Jeorgina geworfen. Ich hatte zwar gedacht, dass wir bereits viele Erfahrungen in den Kämpfen vor Aironia sammeln konnten, doch ist dieser Kampf noch eine völlig andere Dimension. Eine brutale, brennende und von Blut und Leichen gesäumte Landschaft erstreckte sich vor uns, wir mussten sofort kämpfen. Gleich zu Beginn der Schlacht fanden wir fast ein Dutzend Männer, die sich an unsere Seite stellten und mit denen wir die ersten Scharmützel bestreiten sollten. Wir gingen dank der überlegenen Kampfkünste des Ordens immer siegreich aus dem Kampf gegen die Kalifaten hervor. Jule und Raphael überblickten währenddessen das Schlachtfeld und fanden Gräben voll Blut, die in die Erde sickerten.
Unter der Erde würde das Ritual durch Bischof Berengar erneut durchgeführt werden, wir waren uns sicher. Doch bevor wir uns auf die Suche nach einem Zugang machen konnten, kamen wir an einen kleinen Hang an. Dort stand Feldherr Bohemund de Corastella vor einem Schlachtplan. Er wusste nicht mehr weiter. Raphael, Franz und ich standen ihm zur Seite, bis wir einen erfolgreichen Schlachtplan ausgetüftelt hatten. Mit den Katapulten schalteten wir die Türme der Bogenschützen aus, damit unsere Krieger und Rammböcke das Torhaus einnehmen konnten.
Die Kavallerie machte derweil Jagd auf die Feinde und brachte die Mönche im nahegelegenen Kloster in Sicherheit. Der Angriff hatte schlussendlich Erfolg.
Bevor wir weiterziehen konnten, wandte sich Feldherr Bohemund mir zu und vergab mir meine Sünde. Nach all den Jahren nahm er die Schuld auf sich. Doch muss er das? Trage nicht ich die Verantwortung? Nur Deyn wird darüber gerecht entscheiden können, das weiß ich.

Nachdem wir einige weitere Feinde in der Nähe niederstrecken konnten, offenbarte sich uns endlich der größte Schimmer der Hoffnung. Dort vorne stand er. Der Herr aller Solaner höchstpersönlich. Sein episches Breitschwert Hifumi auf dem Rücken und gleich zwei Feinde in den Händen würgend. Es konnte nur eine Person auf dieser Welt sein. Sir Walter Ripel.
Wir rannten sofort voller Hoffnung zu ihm. Seine mächtige Stimme erhob sich voller Freude auf die Schlacht, er erkannte Franz Gerber und lobte ihn für die Beschaffung der Phönixkrone während er weitere Schädel zerstampfte. Der Anblick unseres Hochmeisters ließ die Moral unentwegt steigen. Er hörte uns an, schenkte unseren Worten Glauben und gab uns drei seiner persönlichen Krieger, um Berengar aufzuhalten, während er die Stadt einnehmen wollte.

Wir folgten einigen Spuren bis wir einen Tunnel in den Untergrund fanden. Unbemerkt konnten wir uns mehreren Wachen entledigen bevor wir mitansehen mussten, wie Berengar das Ritual in einem großen Höhlensystem erneut vollendete. Wieder scheiterte er. Dämonische Hundskreaturen stiegen aus einem Riss in diese Welt und griffen die Verfluchten und uns an. Gemeinsam stellten wir Solaner uns Seite an Seite den Widersachern entgegen und ließen ihre Körper mit der Heiligkeit des Herrn sterben.
In der Mitte dieser gigantischen Höhle befand sich, in einem Tümpel aus Blut, Knochen und Leichen, der Bischof mit seinen treuesten Anhängern. Mit vereinter Kraft konnten Franz und Friedrich Jerome le Rouge festhalten, damit ich und Jule den wahnsinnigen Bischof attackieren konnten. In seinem Wahn wollte er der Sündenbischof werden, weshalb er die Macht der Blutsklinge missbrauchte.
Es gelang uns ihm die Klinge abzunehmen, doch mit seinem flammenden Mantel griff er sich die Waffe erneut. Von der Not und der Angst getrieben stieß Franz ihm das Schwert durch die Brust, bis Berengar in seiner eigenen Sünde elendig versank.
Wir hatten sie damit erobert. Die Blutklinge. Damit sollten wir das Ritual des kochenden Blutes korrekt ausführen können, um Taggoob zu beschwören. Anschließend müssten wir ihn mit der Blutklinge töten, um den Fluch zu beenden.
Wir hatten zuvor bereits einen guten Platz auf der Ruine eines alten Turmes ausfindig gemacht, dort wollten wir es abhalten. Dank der Blutklinge konnten wir die letzten, verstreuten Verfluchten nach unserem Willen kontrollieren. Auch sie sollten zum Turm kommen, um uns im Kampf zur Seite zu stehen.
Dort angekommen wartete bereits der nächste Widersacher auf uns – König Tantalos, der wahre Sündenbischof. Getrieben vom Wunsch seinen Sohn wieder auf diese Welt zu holen, griff er uns an. Gemeinsam umstellten wir ihn, schlugen reihenweise auf ihn ein und trieben das Leben aus seinem jahrtausendealten Körper. Seine Existenz war eine Beleidigung Deyn Cadors, die auch damit ein Ende hatte.

Damit blieb nur noch eins. Den König der Ghoule zu beschwören und ihn mit der Blutklinge zu erschlagen. Die Angst stand uns in den Knochen. Entweder wir vernichten die gesamte Welt mit unserer Tat, indem wir einen Mahlstrom aus Ghoulen auf die Welt werfen oder wir töten einen Höheren Dämon des Xol-Baduar. Deyn sollte uns beistehen. Doch konnte er das überhaupt während wir in unseren verfluchten Körper ein heidnisches Ritual besangen?

Franz sang fast eine halbe Stunde die Zeilen, die keiner von uns verstand oder wiedergeben konnte. Und dann öffnete sich ein Riss, der dunkler und faszinierender als der Nachthimmel war, mitten vor unseren Augen. Unzählige Ghoulkrieger stiegen hinaus, danach folgten zwei fleischige Riesenwesen und anschließend Taggoob selbst. Der grausige Anblick ließ uns alle in schwerem Schock. Franz Gerber höchstpersönlich war so eingeschüchtert, dass er von seinem Turm kletterte und in panischer Angst davonlief.

Ohne Franz wussten wir kaum, was wir tun sollten. Unsere übriggebliebenen Mitstreiter kümmerten sich um die Krieger von Taggoob, sodass für uns nur seine Wächter und der Herr aller Ghoule bleiben sollten. Ich hatte Angst. Zu sterben und einen meiner Brüder und Schwestern zu verlieren.
Der Kampf begann, denn natürlich würde Taggoob uns nicht überleben lassen. Er wollte diese Welt erobern und Deyn Cador vernichen.
Mühselig griffen wir die Leibwächter des Taggoob mit unseren heiligen Klingen an, während Raphael Deyns Zorn in Form eines Blitzes auf die Monster niederfahren ließ. Ich wurde von einem schweren Schlag getroffen und zur Seite geschleudert, doch dann ..
…die Monströsität griff sich Salvyro mit ihren beiden Pranken und riss ihn in zwei Hälften. Unser Bruder, der so tapfer an unserer Seite gekämpft hatte, starb so grausam und schnell. Die Hoffnung in uns schwand. War das unser Ende? Sollte es das sein? War die Welt verloren? Ist es meine Schuld das Salvyro grausam hingerichtet wurde? Ist das dein Wille, oh Herr Deyn Cador?

Schmerzgeplagt kämpften wir, steckten Treffer ein und versuchten die Leibwachen in Schach zu halten, bis ein Wunder geschah. Unser Wunder trägt den Namen Jule Weber. Unser Wunder stellte sich ihrer größten Angst und stürmte mit der Blutklinge auf Taggoob zu. Unser Wunder wich dem Schlag des Dämons aus, sprang auf den Leichnam des gigantischen Wächters, nahm die Klinge in beide Hände und riskierte alles. Sie rammte den Dolch direkt in Taggoobs Brust, die Klinge begann ihre Wirkung zu entfalten und fraß den größten Sünder Athalons auf. Der Riss zwischen den Welten begann dann sich zu schließen und alles einzusagen, was er ausgespuckt hatte.
Ein reißerischer Sog entstand, wirbelte uns in die Luft und zog die Leichen sowie Taggoob selbst in den Riss. Jule war in höchster Gefahr. Plötzlich hörten wir das Trampeln eines Pferdes. Da kam er, der strahlende Held. Sir Walter Ripel und Franziskus Maximilian Gerber trampelten über den Berg an Leichen, schnappten sich Jule kurz vor dem tödlichen Riss und brachten unsere Heldin in Sicherheit.
Wir wurden von unserem Fluch befreit und lagen ausgemergelt aber lebend und menschlich am Boden, als sich der Riss schloss. Nur das Lachen des Sir Ripel schallte über die Landschaft. Der kleine Orden von Neu-Corethon hatte Taggoob, den Herrn aller Ghoule und Dämon des Xol-Badouar erschlagen.

Der Preis dafür war hoch. Wir haben Salvyro verloren, einen treuen Kameraden, der sich immer vor die Schwachen und Notbedürftigen gestellt hatte. Alle seine Sünden mögen ihm vergeben sein. Ich trage die Schuld, eine Last, die ich mir aufbürden werde.

Wir leben. Unsere Geister mögen mitgenommen sein. Doch konnten wir mit der Kraft und dem Glauben an Deyn Cador nicht nur diesen Kreuzzug gewinnen sondern auch Skrettjah und der Magie einen harten Schlag versetzen. Deyns große Güte ist auf unserer Seite.

Wir werden unsere Erlebnisse nie vergessen können. Das dürfen wir auch nicht. Wir werden weiter für die Ordnung in dieser Welt kämpfen. Seite an Seite, wie wir es schon immer taten. Wir werden Deyns Weg folgen und uns unserer Bestimmung stellen. Schon bald.

Amélie da Broussard.


[Bild: 8lTSvmO.gif]
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